Mit 80 000 Fragen um die Welt by Dennis Gastmann

Mit 80 000 Fragen um die Welt by Dennis Gastmann

Autor:Dennis Gastmann [Gastmann, Dennis]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Reiseberichte, Reiseerzählungen/Welt, Antarktis, Arktis
Herausgeber: rowohlt
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


«Eine Sonnenbrille hilft! Die Nordkoreaner schneiden gerne Grimassen oder zeigen uns den Mittelfinger», ruft Meisenheimer.

Und so starren sich nord- und südkoreanische Brüder aus wenigen Metern Entfernung regungslos an. 24 Stunden am Tag. 365 Tage im Jahr. Zwischen ihnen sind mehrere Baracken. Die silbernen gehören Nordkorea, die blauen den Vereinten Nationen.

«Sie sehen vor jeder blauen Baracke einen Soldaten, der halb auf Nordkorea blickt und mit der anderen Hälfte seines Körpers direkt vor der Barackenwand steht. Das hat einen Grund: Wenn auf den Soldaten geschossen wird, ist er dem Feuer nur halb ausgesetzt und kann es rasch erwidern.»

Soldaten, die Tag und Nacht halb hinter einer dünnen Wand stehen und mit einem Auge die Baracke anstarren – doch das ist noch nicht alles. Meisenheimer führt uns in ein Gebäude, das direkt auf der Grenze steht. Es ist neutral und wird abwechselnd von beiden Ländern genutzt – beide Seiten führen Touristengruppen an diesen Ort. Das Innere ist blau gestrichen, blankpolierte Holztische, Ledersessel. Am Ende des Raumes ist eine weitere Tür, sie führt direkt nach Nordkorea. Davor stehen zwei südkoreanische Soldaten.

«Diese Männer sind hier zu Ihrem Schutz. Sie stellen sicher, dass niemand aus der nördlichen Tür kommt oder durch sie hindurchgeht.»

«Und was passiert, wenn ich es versuche?»

«Die hauen dich um.»

«Die hauen mich um?»

«Ja, Sir. Das ist ihr einziger Job. Höhö.»

Meisenheimer erklärt, die Nordkoreaner hätten schon des Öfteren die Tür geöffnet und versucht, einen Südkoreaner über die Grenze zu ziehen.

In der Mitte des Raums steht ein schwerer Verhandlungstisch mit Mikrophonen. Gelegentlich sitzen sich hier Vertreter beider Länder gegenüber, sagt der Sergeant. Die Tischmikros seien 24 Stunden am Tag aktiv und würden von beiden Seiten abgehört. Doch die lange braune Tafel scheint noch ein Geheimnis zu bergen. Der Sergeant stellt sich breitbeinig vor das Ende des Tischs und holt Luft.

«Ladies and Gentlemen, diese Mikrophone repräsentieren die militärische Demarkationslinie. Alle, die rechts von mir stehen, sind sicher. Sie sind in Südkorea. Alle, die links von mir stehen, sind jetzt in Nordkorea.»

«Ich bin in Nordkorea?»

«Ja, Sir. Alles nördlich der Tischmikrophone ist Nordkorea.»

Was für eine Grenzerfahrung.



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